Die Freude an der Musik und am gemeinsamen Musizieren stehen im Vordergrund der verschiedenen Chorensembles, die Uwe Barkemeyer an der Nikolai Kirche in Oslebshausen initiiert hat. Sie stehen Musikverliebten aller Generationen und Kulturen offen und tatsächlich wurde auch ganz jüngst im Gemeindehaus Danziger Straße in Gröpelingen noch zusätzlich der Kinderchor West gegründet. Uwe Barkemeyer selbst hat in Kiel an der Pädagogische Hochschule Kirchenmusik studiert, ist aber auch gelernter Physiotherapeut. Wie eine seiner Glockenchormusikerinnen scherzhaft meint: „Musikmachen ist gesund und bei uns ist der Chorleiter auch noch Therapeut“.
Seit etwa über einem Jahr arbeitet der Kantor nur noch im Bereich der Kirchenmusik und konzentriert sich auf das Chorwesen. Der ökumenische Chor „Gosem“ legt seinen Schwerpunkt auf ein breit gefächertes Repertoire aus Popmusik, Musical und Gospel und lädt auch Sänger*innen ein, die noch keine Chorerfahrung und Notenkenntnisse besitzen. Etwas mehr Fachwissen brauchen die Teilnehmerinnen dagegen beim Vokalensemble „CHORios“. CHORios ist ein reiner Frauenchor, der drei- und vierstimmig singt und sich auch klassischen Werken widmet. Der Chor allerdings, der zunächst am meisten Erstaunen hervorruft ist der Handglockenchor, zumal es die Glocken sind, die hier singen. Seit seiner Gründung im Jahre 2006 ist er der einzige seiner Art in Bremen und umzu. Das hat die Aufmerksamkeit des Kieler Komponisten Werner Parecker auf sich gezogen, der ein eigenes Werk für die Handglocken schuf. Letztes Jahr wurde „..und vergib uns unsere Schuld“ zur Begeisterung aller in Nortorf bei Kiel uraufgeführt.
Herr Barkemeyer, wie sind Sie auf die Idee eines Handglockenchors gekommen?
Das erste Mal mit einem Handglockenchor in Berührung gekommen bin ich tatsächlich schon als Jugendlicher, habe das aber lange wieder vergessen. Etwa im Jahre 2004 ist mir dann in Salzburg ein amerikanischer Handglockenchor aufgefallen, der mich sehr begeistert hat. Kurze Zeit später habe ich durch Zufall in Kassel eine Amerikanerin kennengelernt, die ihren Hausstand aufgelöst und mir ihr Handglocken-Set verkauft hat.
So ausgerüstet habe ich dann unseren Kirchenvorstand davon überzeugen können, dass wir in Bremen auch einen Glockenchor benötigen. Angefangen haben wir diesen Chor mit zwei Oktaven, d.h. mit zwei Sätzen Handglocken. Inzwischen ist ganz frisch die vierte Oktave eingetroffen. Dafür musste ich erst einmal mit dem Zoll ringen, dort waren sie wegen des Metalls hängengeblieben. Das Metall ist übrigens auch der Grund, warum wir mit weißen Handschuhen spielen. Damit wird das Instrument geschont, sonst würde die Metalllegierung anlaufen.
Woher kommt eigentlich die Tradition der Glockenchöre?
Ganz ursprünglich stammt sie aus dem asiatischen Raum, genauer gesagt dem chinesischen Kulturkreis, und ist dann Jahrhunderte später in englischen und amerikanischen Kirchen eingesetzt worden, in deren Türmen Glöckner mehrere Glocken im Wechsel läuten. Zum Proben und Üben dafür nutzen sie die Handglocken. Neben den Handglocken gibt es auch Ton- bzw. Klangstäbe, sogenannte Chimes. Auch sie haben ihren Ursprung im asiatischen Kulturraum, wo sie als Bambusrohre zum Musizieren verwendet wurden. Interessanterweise wurden sie in den USA zunächst als therapeutisches Musikinstrument eingesetzt.
In den USA gibt es übrigens noch zwei Handwerksbetriebe, die Handglocken herstellen. Dort haben wir auch unser Set bestellt.
Wie kann ich mich für die Mitgliedschaft im Glockenchor qualifizieren?
Wer in einem Handglockenchor spielt, muss vor allem ein gutes Taktgefühl besitzen. Es kommt auf den gezielten Einsatz an. Man muss keine Noten können, aber Rhythmus und Konzentrationsvermögen mitbringen – und natürlich eine Begeisterung für diese Form der Musik.
Live und in Aktion kann man uns in Kürze in der Nikolaikirche erleben. Am Sonntag, dem 18. November werden wir unser traditionelles Herbstkonzert geben und Werke von Gabriel Fauré und Werner Parecker spielen. Mit dabei sind auch CHORios und das Nikolaiorchester. Fühlen Sie sich herzlich eingeladen!